Hiddensee
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Oktober 2019
Ein kleines Tagebuch von der Insel Hiddensee, zusammen mit meiner Freundin Viola für viel zu kurze Zeit, in Zeichnung und Aquarell.

Viola Große: Diplom an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig 2013, tätig im In- und Ausland, zuletzt für anderthalb Jahre in der Slowakei. viola-grosse.de.

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7. Oktober, Stille

Schwarze Nacht. Viola und ich stehen und lauschen, dass einem die Stille laut vorkommt. Wenig weiter Leute, an jeder Ecke eigentlich, Stimmen und Schritte wie von einem Mantel bedeckt, erdig dumpf.

Wir waren schon kurz am Wasser, gleichmäßig langsame Wellen mit weißem Saum. Und lang und weich wie eine Welle die Düne. Eine Baumgruppe, einsam wie der Mönch am Meer, aber friedlicher Himmel, rötlich goldener Mond verschwommen hinter Wolkenschleiern.

Wir haben uns an massivem Holztisch, bei Fischsuppe und Tee aufgewärmt, in die Herberge zurückgezogen und trinken nun noch jeder Kaffee und Kamillentee - Viola sagt, man kann von Kaffee gut einschlafen, malt noch ein kleines Aquarell vom nächtlichen Meer, ich schreibe vom Tag. Die Zugfahrt hierher war lang, eng, voller Koffer. Am Stralsunder Bahnsteig nach Binz Leute mit bunten Buddelschippen und Spaten in den Händen, Gitarren auf den Rücken und großen, fragilen Winddrachen. Ich sah sie schon die untergehende Sonne am Strand mit Gitarre begleiten, sah im Mittagswind ihre Drachen flattern, die Kinder den grauen Sand umgraben und rosa Muschelsplitter heraus sieben.

Nach Schaprode die erste Skizze: Wir mit Sack und Pack zwischen die Sitze geklemmt im Bus über Rügen. Am Hafen war man schon dabei, die Rampe einzuziehen, als wir in letzter Sekunde gerade noch auf die Fähre stolpern durften, zur Überfahrt nach Hiddensee.

Wie wenig Leute um diese Jahreszeit! Und Quallenschwärme im schwarzen Wasser! Wuchtige Wolken bis tief runter.

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8. Oktober, Regen

Unsere Hütte ist winzig, Viola schläft unten im Stübchen, ich eine Leiter hoch unter dem Dach. Das Dach ist so klein, man steht am Fußende des Bettes und kann nicht von der Seite einsteigen, vielleicht im Krabbeln unter den Dachschrägen. Am Kopfende ein kleines Dreiecks-Fenster im Giebel, draußen davor eine schöne Tanne. Wie ein Vogel im Geäst steckt man den Kopf in die Federn, wenn der Regen aufs Dachfenster rieselt. Kalt und klamm, ich schlafe in dicken Sachen. Mit Kaffee langsam wieder munter entfernen wir Wanzen, drei Zentimeter große Käfer und Spinnen, die gestern noch entwischt sind.

Mittags sitzen wir auf der Steilküste, habe nicht gezählt, in wievielen Pullovern, so stramm, kann die Arme kaum biegen, wie Eskimos. Schals und Mützen, wasserdichte Jacken, Plastik-Capes. Ich habe in Leipzig wasserdichte Hosen anprobiert, aber das war optisch nicht zumutbar! Viola hat trotz Gummistiefel nasse Füße, es läuft eben von der Hose oben hinein. Und mir die nassen Hände rauf in die Ärmel. Meine wasserdichten Socken sind prima, militär- und landschaftsmalertauglich!

Der Regen benetzt die Farbnäpfchen, ich spüle den Pinsel rechts und links von mir an den triefenden Laubblättern aus, und in den Pfützen an mir selber, Viola malt anständig mit Wasserglas. Mit den Tropfen zu malen - immer den Tropfen nach - ist wie Musik, wo eine Stimme der anderen folgt oder ihr antwortet. Man stellt sich so auf sie ein, dass es ohne sie nicht mehr geht, und als sie verstummt, als der Regen aufhört, malen wir einfach weiter mit ihm, der nicht mehr da ist - wie man mit Toten redet. Ein ganzes Weilchen später sage ich zu Viola: Oh, der Regen fehlt. - Ja, ich hätte ihn auch noch gebraucht.

Wir fliehen vor der Kälte in unser feuchtklammes Hüttchen - die Heizung funktioniert ein ganz bisschen. Kaffee und Tee, und wieder auf die Steilküste, bei allerschönstem Sonnenuntergang. Das Licht wechselt so schnell, wie man nicht malen kann, vor allem, wie die Wasserfarben nicht trocknen. Alles verschwimmt. Kein Wunder, dass Landschaftsmaler trübselig sind, Friedrich, Buchholz, van Gogh.

Fischsuppe und Tee wieder im „Wieseneck“. Und noch einmal kurz in die Nacht hinaus, ans Meer, betrachten im Sand liegend die Sterne. Viola sagt, vieles sind Satelliten, aus ihrem Fenster zu Hause sieht sie immer einen - als wenn der uns beobachtet! - und hat Alpträume davon, von Raumfahrten und Weltall.

Zum Einschlafen wieder Kaffee und Tee.

„Ich träume hier überhaupt furchtbar lebhaft und schleppe, merkwürdigerweise sogar mitten im hellen Sonnenschein, einen heißen Kopf und den Spuk der Nacht mit mir herum“, Lucie in Gerhard Hauptmann - legt sich an eine Mauer unterhalb der Kirche: „Ich weiß nicht, wieso mir hier alles gespenstisch ist, das Meer am Tage, das ununterbrochene Wuchten und Brausen der Brandung die ganze Nacht! Die Sterne, die Milchstraße ist mir gespenstig! Und ich freue mich, dass hier alles so gespenstig ist! Deshalb lieg' ich auch hier an der Mauer so gerne.“

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9. Oktober, Wellen und Sand

Man sollte nicht schon halb neun zum Bäcker, ein Anstehen! Viola dachte in der Zeit: Ah, Lydia zeichnet schon.

Der Strand ist bevölkert, Drachen tanzen im Wind, Wellen schlagen gegen die schwarzen Steine und bäumen sich weiß auf, und wehe, jemand kommt zu nah! Violas Hündchen zittert und flüchtet - woher? wohin? - mit aufgerissenen Augen und flatternden Ohren, die Beinchen flitzen durch den Sand. Nicht lang, da steckt es die Nase in Seegrashaufen, inspiziert verdächtige Steine und gestrandete Quallen, springt wie ein Hase durchs tobende Brausen.

„ [...] das Geräusch der Brandung erzeuge aus einiger Ferne die Vorstellung eines gewaltigen Stiers, der eifrig Gras rupft und dann wieder ausschnauft. Genauso klingt es, beobachte das mal! Und nun ist sie der Meinung, daß dadurch die Sage von Zeus als Stier und von der Europa entstanden ist.“, Fräulein Majakin laut Mäurer (Hauptmann).

Wir essen Sanddornkuchen im Sand und malen. Viola sucht Hügelchen für den geringsten Windschutz. Es quietscht, wenn die Füße den Sand streifen, und staubt. Rastlos wandernde Körnchen bedecken alle Spuren, legen sich um Grasbüschel, um sie unter sich zu ersticken, oder entfernen sich von ihnen, damit sie, bis auf die Wurzel entkleidet, ausreißen.

Blau und braun blendet's, und Salzluft brennt im Gesicht, als wär's die Sonne. Am Abend bei Fischsuppe „Hittim“ reiben wir uns den Sand aus den Wimpern, und auch im Rücken ist Sand - wie das? Trotz Schal, bis oben geschlossener Jacke, Halstuch und Rollkragenpullover. Wie kommt Sand unter all das drunter an den Rücken?

Viola erzählt, dass der Sand weltweit abnimmt, abgebaut für die Herstellung von Beton, damit wir uns überall einbetonieren können. „Wie Sand am Meer“ würde bald eine Rarität bedeuten, und wer sollte all den Beton wieder zermahlen, wenn man den Sand doch mal wieder zurück haben will?

Viola liest später in einem Buch, dass der Sand fortwährend abwandert. Die Wellen kommen näher, der Strand wird schmaler und würde am Ende die Häuser dem Meer ausliefern, würde man nicht Sand aus dem Meer graben und Dünen aufschütten.
Ich habe mir auch ein Buch gekauft: Wurde doch 1872 nach einer Sturmflut der Goldschatz von Hiddensee gefunden - im Sand! Direkt oben liegend, teilweise leicht darunter, bei Neuendorf, erst einzelne Stücke, dann weitere, und nach zwei Jahren und mehreren Fluten dann: Halsring, Hängekreuze, Zwischenglieder und eine Scheibenfibel. Der Schatz muss im Innern der Insel gelegen haben, nur da die Insel an der Meerseite verschwindet, ist er nach und nach am Strand zutage gekommen. (Arnold Gustavs: Die Insel Hiddensee, ein Heimatbuch, 1950)

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10. Oktober, Hedin, die Seherin

Wenn die Insel die Form eines Seepferdchens hat, ist das Herz warm und behaglich im lebhaften Vitte, der Leib ausdauernd, beharrlich, im Grasland Neuendorf, der Schwanz beweglich in den wandernden Sandlagen von Gellen, der Nacken von gehobener Kultur in Kloster mit Gerhard Hauptmann und einer Forschungsstätte des Greifwalder Biologie-Instituts. Aber der Kopf ist mein Lieblingsort, der älteste Teil, wie eine Seherin aus der Edda erzählt er von Jahrzehntausenden: Wenn von seinen Bergen etwas abbricht und ins Meer sinkt, gibt er Steine und Fossilien heraus, lässt sie über Wochen Welle um Welle aus dem Lehm waschen, Granite, Porphyre, Vulkangebilde, Donnerkeile, versteinerte Seeigel, Kalkschwämmchen.

Wir sind zum Malen hergekommen, aber ich kann nicht anders, als wie schon immer, Hals über Kopf, auf Schatzsuche in klirrenden Feuersteinen zu scharren. Wie jedesmal vollkommen unerwartet, steigt eine Welle, eine besonders große, bis zu den Knien hoch - das gleich zu Anfang! Wann habe ich die Tour auch jemals mit trockenen Schuhen und Hosen unternommen?

Die Küste kaum wiederzuerkennen, muss viel frisch abgebrochen sein, Wasser bis an die Wand, Bäume aus siebzig Metern Höhe herabgerissen, verenden mit verzerrten Wurzeln im Salzstrudel, wie Kadaver, um die sich Würmer winden.

Wir müssen öfters darüber klettern, halten uns lang beim Malen auf, sind erst auf halber Strecke, als schon die Sonne untergeht! Ein glühend rotgelber Kreis, gespiegelt in grün schimmernden, weißen Schaum speienden Wogen. Dann eine Stelle, wo wieder große Lehmmassen herunter gebrochen sind, diesmal aber kein Weg zum Klettern zu finden ist. Kommen wir also nicht um die Insel. Mit Respekt vor der nahenden Nacht und den schwarzen Felsen, vor Wellendröhnen und der Feuerkugel nehmen wir die Beine in die Hand zum Rückweg, jetzt merken wir erst, wie weit mit Gepäck durchs ganze Geröll.

Ziemlich erleichtert finden wir eine Treppe die Küste hoch, eine ausgesprochen lange, steile. Immer wenn wir denken, wir sind oben, geht's noch mal höher, und noch höher, das Meer wird immer leiser und beschaulicher. Wie still es von oben aussieht! Wir kommen am Leuchtturm raus und schließlich zum Inselblick im Dunkeln. Der rotgoldene Mond blickt aus einem Fenster von Wolken heraus.

Erleichtert zurück im Hüttchen, unter dem Dach wie im Vogelnest, sehe ich ihn durchs Fenster scheinen und denke noch an die Küste, wie es dort wohl zugeht, tief in der Nacht?

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11. Oktober, Wind und Wasser

Man schlendert, gestärkt und getrocknet, durchs frisch erwachte Kloster, steigt über die Düne, um einen Blick aufs Meer zu tun, und findet sich in einem gewaltigen Luftsog wieder. Wind rast donnernd den Strand entlang, ohne Erbarmen, ohne Interesse am Lebenden. Wir sind zu winzig und kommen unpassend, alles wird mitgerissen, was sich nicht halten kann.

Die Haut sticht wie von kleinen Explosionen - das ist Sand, der ins Gesicht gepfeffert wird, und in die Augen. Halb blind unter Tränen taumelt man zum Meer, der grollenden, schnaubenden Midgardschlange. Die „Hedinsey“ ist tatsächlich in der Edda erwähnt!

Ich habe vorgestern einen Lieblingspinsel im Sand stecken lassen, einen besten, den mir Christoph geschenkt hat, und wer an Nornen glaubt, hat ja Hoffnung, aber es sah heute alles ganz anders aus! Der Strand in seiner ganzen Breite durchgespült. Graue Flächen vom Verlauf des Wassers, weiße Flüsse aus Pulversand darüber. Sieht aus wie ein erstarrtes Meer.

Wir setzen uns mitten in diese Wüste. Wind bläst das Wasser aus meiner Flasche fast waagerecht, ich ziele in mein Aquarellnäpfen, nach einem Weilchen treffe ich sogar. Wind nagt eisig und nass an uns herum, hat´s schon durch die Sachen geschafft, und in die Lenden rein, man friert wie ein Skelett, dem's durch die Rippen pfeift. In Vitte suchen wir Rettung im nächsten Lokal. Schon regnet's in Strömen. Zeichnen: Blick aus dem Fenster, geduckte Kapuzen, menschenleerer Weg Richtung Strand. Es lässt sich schön und lange hier sitzen.

Erschöpft Heimkehr nach Kloster.

Aber nachts, wir sind am Malen und Schreiben, als uns das Tosen vom Wind nach draußen lockt - Ob das Wasser jetzt wieder den ganzen Strand bedeckt? Wie schön die weißen Strudel im Dunkeln leuchten, die ganze Bucht weiß, bis weit in die Ferne. Der Wind ist freundlich geworden, trocken und warm. Das Wasser, zurück gezogen, schlägt zwar recht hohe Wellen, aber eben weiter hinten. Nach vorne strecken sie sich, nachdem sie umgeschlagen sind, als weite, flache Laken aus, die sich immer übereinander schieben.

Manchmal ziehen sich alle Laken zurück - „Nanu? Wo ist denn das Meer auf einmal hin? Wir wollten doch am Wasser laufen!“ als wir nur noch albern: „Ah, da hinten!“ und laufen barfuß zehn Meter näher. Wo wir gerade stehen, war eben noch Wasser, viel Wasser. „Pass auf, und jetzt kommt eine Welle - wusch, über unsere Köpfe!“ Tatsächlich, schneller, als man rennen kann, stehen wir mitten drin, Hosen bis oben nass! Und da hinten, hinter uns, erst Ufer! Vor Lachen fallen wir fast um, gleich richtig baden. Und wieder gehen die Laken zurück, Wellenbrecher liegen frei und wir müssen über jeden drüber, Hürdenlauf, auch das noch!

Da steht ein romantisches Pärchen mit Taschenlampe am Ufer, also wo sich immer mal das Ufer bildet, wenn sich Laken bis dort hin strecken, ziemlich weit weg vom eigentlichen Meer, und weit weg von uns, die wir durchs Wasser laufen. Da haben sie nach Meer-Einsamkeit gesucht, fernab des Dorfes, und sehen uns krumm vor Lachen durch ihren Ausblick laufen, was uns noch einiges mehr an Lachkrampf beschert hat.

Auf einmal sind wir schon über Vitte hinaus. Zweites Mal Heimkehr nach Kloster. Nun in der Düne, den Wanderweg entlang. Ohne Straßenlampen, aber Wolken und Sand so hell - man sieht alles, das kennt der Städter nicht. Wind trocknet unsere Hosen und weht uns mehr Sand in die Augen als jemals. Das Sandmännchen!, sagt Viola. Wer kam bloß auf die böse Idee, Kindern Sand in die Augen zu werfen, damit sie schlafen sollen?

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12. Oktober, Panorama-Speise

Wir schlendern gemächlich zum Inselblick hinauf. Hinter uns viele Rentner, sehr viele, zu Hunderten von Fähren für einen Tag auf die Insel verladen, von Pferdekutschen vorgefahren, zur Aussicht hochgeschickt. Beine und Stöcke weit gereckt, Nasen in die frische Luft, beige-farbene Windjacken.

Ganz oben zu viel Gedränge. Wir finden wenige Meter vorher ein Versteck hinter einem Gebüsch mit ähnlich weiter Aussicht auf den Bodden. Jemand hat hier eine Bank aufgestellt, laut Stifter-Schildchen: Birgit und Claus am 9. Oktober 2019. Vor zwei Tagen! Na so ein Glück, sonst säßen jetzt wir auf der feuchten Erde.

Zweites Frühstück, Viola lacht und denkt an Erich Kästner, etwa so: „Wir aßen unsere Brote und zum Nachtisch verspeisten wir das liebliche Panorama.“ in: „Meine Mutter zu Wasser und zu Lande“.
Ich fange an, auf winzigen Papierchen zu malen, sehr hübschen, handgeschöpften, mit Büttenrändern und tiefen Riffeln, haptisch wie kleine Stoffstücke, schon unbemalt ein Genuss, Pralinen unter den Papieren. Viola findet eine große schöne Marone, unser Abendessen! Da finde ich noch eine zweite, fast auch so schöne, große.

Tour über Leuchtturm und Swantiberg, dann runter durch einen Märchenwald:
Schmalste Wucherwege, tote Sanddornsträucher, Dornen, Krallen, Gräten und Nadeln, silbergraue Labyrinthe wie Nebel aus Kristallen, von den Stämmen bis zu den kleinsten Zweigen leuchtend hellgelbes Moos - Korallenstadt. Totenstill. Dass hier alles einmal grün war, mit Tausenden oranger Sanddorn-Beeren und Vogelkonzerten - kaum noch vorstellbar, aber so war's in meiner Kindheit.

Felder von Kraut und Nachtkerzen, schiefe Kiefern und bunte Büsche, dann grüne Hügel, wo Schäfchen weiden. Hier unten am Weg war es, dass ich früher als Kind, unter hohen, farbigen Wolken, unbedingt Hiddensee malen wollte. Es ist das erste Mal von so vielen Aufenthalten, dass ich tatsächlich male.

Erich Kästner im Original:
„Wer sind die beiden, die singend und braungebrannt das Land durchstreifen? Die wie zwei Handwerksburschen aus der gluckernden Feldflasche trinken? Die hoch über Hügeln und Tälern rasten, hartgekochte Eier frühstücken, und zum Nachtisch das liebliche Panorama mit den Augen verzehren? Die beim Sturm und Regen mit Pelerinen und Kapuzen trotzig durch die Wälder ziehen? Die abends am Wirtshaustisch eine warme Suppe löffeln und, kurz darauf, herrlich müde ins buntkarierte Bauernbett sinken?“

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13. Oktober, An der Uli-Bank

Wieder zum Inselblick, sehen wir ein neues Museum: des auf Hiddensee geborenen und aufgewachsenen Malers und Grafikers Eggert Gustavs in der Aten Schmiede. Wir sehen uns die Infotafel an mit seinem Foto. Langer, weißer Bart, lächelnde, hübsche Augen. Wie wir gerade die Biografie lesen, kommt einer aus der Tür und heißt uns herzlich willkommen. Es ist der Enkel und führt uns durch das kleine Räumchen. Hervorragende Holzschnitte! Großzügige Formen, elegante Konturen, raffinierte Maserung, weiche Grauwerte um die schwarzen Tiefen. Als wir zum Inselblick hochgehen, sehe ich die ganze Landschaft als Holzschnitt.

Viola setzt sich wie gestern, ich nehme eine andere Bank, von „Uli und Stefanie aus Berlin, für unsere Lieblingsinsel“. Viola sagt: Wie sie in den Städten Schlösser an die Brücken hängen - wenn die hier nachher tausend Bänke aufstellen!

Popmusik plärrt durch die Stille, ein Papa in Sicht, mit kleinem Töchterchen, das den Inselblick mit ihrer „Mucke“ unterhält, wie Teenies an Bushaltestellen, wenn sie demonstrieren, wie öde hier alles ist, dann lassen sie diese Geräte aus ihrer Tasche Party machen und finden's immernoch öde. Der Papa ruft engagiert in die Landschaft: „Stella, guck mal, Stella, oh ist das herrlich!“ Stella lässt den Papa alleine weiter laufen, lehnt sich an einen Stein mit Rücken zum Inselblick und sucht sich im Tablet einen neuen Song aus. Weil ich genau da auf der Bank sitze, und sie mir im Panorama steht, starrt sie mich an mit einer Miene wie: Is was? Ich sehe weg, sie starrt weiter wie: Willste was von mir? Und weil sie nicht damit aufhört, denke ich, joa, und mache mich daran, sie zu zeichnen. Jetzt ändert sich ihr Blick in: Häh? Und als ich ernst mache, räumt sie das Feld: Papa, warte doch mal auf mich! Jetzt muss ich aus dem Kopf weiter zeichnen, gerät sie mir prompt zu niedlich.

Wird kalt und zugig hier oben, aber als Viola von Birgits Bank zu meiner Uli-Bank herüber kommt, sind ihre Bilder in völlig anderen Farben als meine, wie von Mallorca: „Ist doch heut so schön warm und sonnig!“ Oh, jetzt, wo sie's sagt, ich habe die Leute viel verstürmter gemalt als sie wirklich waren. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.

Als wir abends ans Meer runter gehen, das windstill leise und langsam vor sich hinplätschert in gold-silbrigen Farben - Mallorca? - kommt plötzlich grausiger Regen. Nach Grieben werden wir kälter und nasser als jemals, bis auf die Haut. Ins Lokal gerettet, müssen wir die nassen Hosen ausziehen, der Kellner sieht's ja nicht unterm Tisch, und sagt auch nichts zu den Sachen auf der Heizung.

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14. Oktober, Das sind Ossis

Der Weg nach Neuendorf ist ausgesprochen kurzweilig, wir halten so oft an und malen. Am Wegrand wird überall pilzegesammelt, ein Junge hat den ganzen Arm voll. Ein Radfahrer im Vorbeifahren: „Das sind Ossis, die müssen Pilze sammeln!“ Viola und ich geraten auch schon in Verdacht: Als wir die Malsachen einpacken, um weiter zu ziehen, fragt uns eine Frau, ob wir schöne Pilze gefunden hätten.

Es ist schon Abend, als wir nach Neuendorf weiter ziehen, aber bleiben hinter den Heidedünen wieder am Strand hängen: Der Sonnenuntergang ist doch zu schön, glasklare Farben. Und eine Mückeninvasion, Violas Hündchen dreht sich im Kreis, springt, schnappt, zeigt ärgerlich die Unterzähnchen und leckt sich die Mücken vom Fell ab.

So warm geworden! Die oberen vier Sachen ziehe ich aus, Thermo-Vliesjacke, Schafwoll-Thermo-Pullover, flauschigen Thermo-Sportpullover und Rollkragen-Pullover, und sitze nur noch in vier normal dicken Pullovern und Shirts (Christoph schreibt, in Leipzig sind dreißig Grad!). Dass wir uns gesetzt haben, gefällt den Mücken ausgezeichnet, Viola springt wieder auf, um zu spazieren, sitzt aber gleich darauf doch, um zu malen. Mücken an Händen und Wangen, sogar in die Augen rein, wenn man nicht halbsekündlich blinzelt. Nach eiligstem Aquarell packen wir die Sachen wieder ein. Im Wasser stehen drei Fischer ganz still, vor der versinkenden Sonne im Gegenlicht wie Statuen, und halten ihre Netze auf. Im Dunkeln Ankunft in Neuendorf, wo Fischer mit Fahrrad und Eimern an uns vorbei fahren.

Am Hafen eine ganze Gruppe in Fischerhosen, tauscht sich aus, wie der Tag gelaufen ist, Ostseedialekt. Das ist uns in Vitte und Kloster nicht begegnet. Aber auch Neuendorf hat sich verändert, seit meiner Kindheit viele neue Häuser zur Ferienvermietung, man liest, dass auch die Pacht für Grundstücke sehr angezogen wurde, und man die schönen Wiesen bebauen wollte. Hier und dort Plakate: „Wir lassen uns unser Neuendorf nicht nehmen“ und „Die Freiheit kam 1991, aber auch die Gier des OBs“.

Heimkehr im Dunkel. Schöne Einsamkeit auf dem Weg. Ein glühend rotgelber Mond von ungewöhnlicher Größe liegt beunruhigend direkt auf der Wiese, steigt aber schnell, wird dabei immer silbriger und von normaler Größe. Hoffentlich ist die „Heiderose“ noch geöffnet - ja! Da vorne leuchtet sie schon, 50 Fahrräder wie vor der Uni oder am Bahnhof. Drinnen kaum Fahrradfahrer, nur schicke, alte Damen mit Ohrringen, in geblümten Blusen, frisiert und in Locken geföhnt, sicher Hotelgäste. Wir sind auch geföhnt von draußen, gesträhnt und gefilzt, mit Stichen im Gesicht, Viola packt ihre Bilder aus und entfernt die versehentlich darin gepressten Mücken. Wir nehmen jeder Fischsuppe, ich Tee, Viola Sanddornsaft, zum Nachtisch beide heiße Schokolade. Auf allen Tischen Sanddornsaft, an jedem Teller ein Glas, sehr viel orange insgesamt, manchmal noch gelbes Bier dazu.

Bevor uns die Müdigkeit überfällt, machen wir uns auf, eine Stunde zu Fuß. Hürdenlauf über Wellenbrecher durchs Wasser heute nicht: mit Trolley, Malgepäck und Hündchen. Wenigstens will das Hündchen gar nicht getragen werden, es spurtet mit seinen dünnen Beinchen voran, und bald sind wir zu Hause.

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15. Oktober, Das Chamäleon

Der erste warme, windstille Tag. Misstrauisch, gegen alle Regenflut und Kälte gewappnet, schleppen wir das ganze Zeug, zum Glück nur bis zur Steilküste. Die Midgardschlange sonnt sich und spiegelt den Himmel, atmet flüsternd vor sich hin, mal gold, mal silber, cyan, smaragd und braungrün, ein funkelndes Chamäleon vor blauen, grünen und rosa Felsen.

Wie viele Leute! Völkerwanderung aus Schweizern, Niederländern, Schwaben, Russen, bald noch Japanern? Wohl, seit überall glatte Wege gebaut, Haltestellen für einen Inselbus eingeführt und Tafeln mit Touri-Guide in die Landschaft gebaut wurden, zu all den Läden noch EDEKA, ein Haufen Kinderspielplätze und Open-Air-Events, vorgestern: Bassmusik von Vitte bis nach Kloster, damit die stille Insel nicht so still ist. Am Zaun desselben Party-Areals ein Banner zu Ehren Gerhard Hauptmanns: Über die schöne Stille der Insel.

„LUCIE. Es wäre garnicht gut, wenn die Insel bekannt würde, denn käme erstmal das ganze Großstadtgewimmel darüber hereingebrochen, dann wär's mit ihrer Schönheit wohl aus.“ (G. Hauptmann: Gabriel Schillings Flucht)

Beim Malen am Fuß der Steilküste immer Gesellschaft, eine Gruppe Jugendlicher setzt sich ziemlich neben uns, als wär' kein Platz, wie am Berliner Wannsee, in Trauerkleidung, diesen schwarzen Gothic-shirts mit Aufschriften, wer alles „raus“ soll. Sie sprechen Sächsisch und schlagen Feuersteine aufeinander, der Mann von gestern hätte jetzt gesagt: „Das sind Ossis. Die müssen Feuer machen.“ Als sie weg sind, klopft wieder einer herum.

Pause, hoch ins Lokal. Steilküstentreppe, diese Treppe! Fast oben. Ein absteigender Mann, nach seinem ersten kleinen Stück runter schon tief beeindruckt, fotografiert sie, um den Seinen zu zeigen, wie steil das ist. Wenn er wüsste, was hinter uns liegt!

Wir essen Matjes mit Preiselbeersoße auf Kartoffelpuffer, dann Kuchen. Überhaupt sind wir heute langsamer als sonst. Viola wünscht sich seit Tagen, nur für ein Viertelstündchen im Sand zu liegen und zu schlummern, aber wir haben immer gemalt. Wir steigen steil wieder hinunter, Viola schlummert fünf Minuten diagonal am Abhang, meint, es wäre eine halbe Stunde gewesen, und malt weiter bis zum Sonnenuntergang. Dann diese Treppe heut zum zweitenmal hoch, diese Treppe! Nach dem Inselblick in der Dämmerung Heimkehr.

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16. Oktober, Von weltlichen Dingen eingeholt

Unser letzter Tag. Wir sitzen im Nieselregen im feuchtkalten Sand und malen das nebelige Meer. Die Bilder geraten ein paar mal gut, werden aber immer wieder abgespült, da ist aus Niesel Regen geworden. Bald hält garkeine Farbe mehr, Papiere unter Wasser.

Nagut, wieder nach Vitte in ein Lokal. Viola nimmt Lachs auf Kartoffelpuffer, ich gebackenen Feta mit Sanddorn-Gelee. Das Essen kommt so schnell wie ich vom Klo noch nicht zurück bin, und ebenso schnell wird abgeräumt: Mit dem letzten Bissen kaum im Mund, sehe ich überrascht, wie mir der Teller weg gezogen wird: „Hat's geschmeckt?“ Ich nicke kauend. „Wir würden dann jetzt die Rechnung machen, wir schließen gleich.“ - „Oh, mitten am Tag?“ - Ich schlucke schnell runter, zeige verwirrt auf meine volle Tasse Tee, ob ich die noch trinken dürfe. „Wie gesagt, wir schließen gleich.“ - „Das wusste ich nicht, dann würde ich also nur fürs Essen zahlen.“ - „Sie haben den Tee bestellt, da werden wir ihn ganz normal abrechnen.“ - „Aber ich darf ihn nicht mehr trinken?“ - „Dafür war genug Zeit, das hätte man durchaus schaffen können. Das wäre möglich gewesen.“ - Viola hat's tatsächlich geschafft. „Ich werde nur fürs Essen zahlen!“ - „Wenn das so ist, muss ich den Chef holen.“ Sie holt den Chef und lässt mich ihm das erklären. Woanders ist der Gast König, hier der Chef, und er besteht darauf, dass, wer sein Haus betritt, die Öffnungszeiten draußen lesen muss, und sei es auf der Flucht vor strömendem Regen. Ich zahle also, spare das aber am Trinkgeld wieder ein. Ich bekomme den Tee im Pappbecher, Tee „to go“. Draußen nieselt es nur noch leicht, und als Tee in Hiddenseer Landschaft so schön ist, hätt' ich's mir mit Trinkgeld noch mal überlegt. Wer trinkt eigentlich fürs Trinkgeld? Dass der Kellner was zu trinken hat, oder der Gast im Gehen?

Wir nehmen schon Abschied von der Insel. Im Regen mit Malen nichts zu machen. Wir statten dem Heimatkunde-Museum einen Besuch ab. Schöne Gemälde und Grafiken von der Künstlerkolonie! Wie viele bedeutende Künstler hier waren! Was für eine Bernsteinausstellung! Und eine Replik des slawischen Goldschatzes. Leider kann man nichts lesen: Ein Elternpaar lässt seine Kinder in den empfindlichen, dumpfen Räumen poltern und schreien. Alles, was sie sagen möchten, schreien sie.

Zu Hause packen wir die Sachen. Das Hündchen in seinem Bettchen schnarcht, man meint, es wäre eine Dogge. Es klopft an der Tür, heute morgen um sieben Uhr nochwas hat schon einmal jemand geklopft. Es ist die Vermieterin, verärgert, und schimpft. Hätten wir gewusst, dass es von Wichtigkeit ist, ich hätt's schon vor Tagen geschrieben:

Stand nämlich ein Tablett hochkant zwischen Mikrowelle und Wand auf dem Kühlschrank, in der Ritze ziemlich versteckt. Es ist, wahrscheinlich aus Protest darüber, dass wir's nie entdecken, durch irgendeine Vibration am Kühlschrank ins Rutschen geraten und im schmalen Spalt zwischen Wand und Kühlschrank auf den Boden gescheppert. Wir suchten, was los ist, da sahen wir's das erste mal, im Spalt, und machten Bekanntschaft mit ihm, wie es zerbrochen ist, im Hochkant-Fallen quer einmal durch. Auf seiner Rückseite steht mit Edding, man solle vorsichtig damit umgehen, Tablett des Hauses. Auch das noch! - Ordentlich im Müll entsorgt, jetzt steht die Frau vor uns, Oldenburger Dialekt, so schlimm schimpfend, dass wir keine Lücke finden, uns zu entschuldigen. Das Tablett sei ihr sehr teuer, extra in Italien erworben, wir hätten es runtergefeuert, ob wir versichert wären. - Wir staunen, das Stück sieht aus wie vom Sonderangebot im Penny, so kann man sich irren. Eine Perle zwischen den maroden Presspapp-Möbeln, die krummen Stelz-Sessel knarren, wenn man nur den Kopf bewegt, und kippen gefährlich, weil unten Schrauben fehlen, eine drehe ich ständig rein, da liegt sie bald wieder auf dem Laminat. Wie teuer ist denn das Tablett? - 26 Euro. Da sind wir aber froh, wir dachten schon, aufgeregt wie die Frau vor uns steht, sie will 200!

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17. Oktober, Hase und Igel

4.30 Uhr aufgestanden, der Hütte den letzten Schliff gegeben, gesäubert, was abends noch nicht ging. Heizung hat wieder nicht funktioniert, Klamotten sind nicht getrocknet.

Marsch von Kloster nach Neuendorf. Ja, das ist natürlich ungewöhnlich: mit Gepäck acht - neun Kilometer, wo es doch hier in Kloster auch eine Fähre gibt. Aber Viola braucht einen ganz bestimmten Zug von Stralsund. Der Koffer rattert widerspenstig am Hotel „Hittim“ vorbei, jetzt dürfte dort alles wach sein. Bin gut beschäftigt mit meinem, wenn auch still schwebenden, Trolley, aber Viola hat außer dem Koffer einen riesigen Reiserucksack, eine große, dicke Tüte mit dem Hundebettchen und die Hunde-Reisetasche. Das Hündchen selbst flitzt immer vor und schnüffelt munter in alle Ecken.

Irgendwas rutscht immer von der Schulter, ist an Kleidung zu warm oder muss umgepackt werden, Nieselregen, nach einer viertel Strecke zeigt mir das Navi, dass wir zu lang trödeln. Viola erschrocken: „Das schaffen wir nicht! Und schneller geht's doch gar nicht!“ - Wir könnten eine spätere Fähre nehmen. Wie ich das sage, legt Viola, als wäre der Fenriswolf hinter uns her, einen solchen Schritt zu, mir scheint, sie hat eine Beinverlängerung gemacht, ich jogge hinterher. Das Hündchen merkt, dass es brenzelig wird, lässt die Spielereien und folgt ihr auf dem Fuß, wie Küken den Eltern, die winzigen Beinchen so schnell, fast unsichtbar wie Speichen am Fahrrad. Eine ganze Stunde lang so weiter, durchs lange Vitte, Dünenheide, Heiderose. Vielleicht hat Viola auch einen Zaubertrank genommen, könnte mit Gepäck auf Rücken und Schultern samt Koffer den Hürdenlauf über die Wellenbrecher locker absolvieren. Warum ist sie nicht in der Armee?

Kurz vor Neuendorf, fast am Ziel, muss sie das Zeug noch einmal absetzen, ich, die Chance ergreifend, laufe vor, Abkürzung über Wiesen. Viola ruft von hinten, dass sie den festen Weg nehmen will, da sehe ich sie doch am Hafen schon wieder vor mir eintreffen! Wie bei „Hase und Igel“ - es sind nämlich in Wahrheit zwei Violas!

7.30 Uhr auf der Fähre. Wir wechseln die nassen Sachen gegen weniger nasse, Viola hat blutige Füße, so schlechte Schuhe! „Ach, habe ich öfters, merke ich garnicht“, lächelt sie schulterzuckend. Wir kamen ja heute noch nicht zum Zeichnen, so zeichne ich Viola, wie sie am Smartphone unser Tagebuch liest, und ab und an aufs Wasser sieht.
Die Sonne geht auf. Hast du auch schon Mittagshunger? - „Oh ja, wir sind ja schon seit drei Stunden am Schuften.“ - Wie spät ist es? Kurz vor acht, meinst du, es gibt schon Mittag? Wir lesen die Karte. Frikadelle mit Kartoffelsalat? - „Oh ja!“

Halbwegs satt meint Viola: „Ich könnte den ganzen Weg nach Hause mit dem Schiff fahren.“ Hellgrauer Himmel zum Schlummern.

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